--- title: Fit für die Wiederbelebung author: Angela Schindler date: 2010-04-15 source: focus LIVE. Zeitschrift für Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Universität zu Lübeck, H. 1, 27. Jahrgang, April 2010, S. 48--50. link-citations: true urlcolor: blue --- Die studentische Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin (StAN) ist für die Organisation und Durchführung von Reanimationskursen für Studenten der höheren Semester im Jahr 2010 mit dem Uni-Preis für besonderes studentisches Engagement ausgezeichnet worden. Warum wir diese Kurse ins Leben gerufen haben und sie weiterhin mit viel Spaß anbieten, möchten wir hier mit dem folgenden Artikel berichten. --- Wir haben uns sehr gefreut, als wir von dem Preis für unsere Initiative StAN erfahren haben. Eine Anerkennung der vielen freiwilligen Arbeiten der letzten vier Jahre. Doch dieses Lob gebührt nicht nur den Organisatorinnen und Organisatoren der Reanimationskurse, sondern all unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Rückblick ins Frühjahr 2005. Wir waren acht Medizinstudenten und -studentinnen, die meisten mit notfallmedizinischer Erfahrung aus dem Rettungsdienst, und hatten alle zwei Wünsche: Uns selbst notfallmedizinisch weiterzubilden und, noch viel wichtiger, die Notfallmedizin auch unseren Mitstudierenden näherzubringen. Denn unser Interesse an der Notfallmedizin ging weit über das hinaus, was ihr an Raum in der bundeseinheitlichen Approbationsordnung für das Medizinstudium zugestanden wird. An anderen Universitäten gab es bereits ähnliche Initiativen, die erfolgreich regelmäßig Notfallkurse anboten. Auch wir wollten einen Reanimationskurs über ein Wochenende veranstalten, der sich im Wesentlichen mit der Praxis beschäftigte. Die Idee für StAN war geboren. Zunächst musste viel vorbereitet und organisiert werden. Um ein leitliniengerechtes Skript für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erstellen, arbeiteten wir uns durch die Reanimationsleitlinien des European Resuscitation Council. Hinzu kamen lange Abende mit der Übungspuppe, an denen wir ein festes und für die Studentinnen und Studenten praktikables Ablaufschema für die Reanimation erarbeiteten. Für die Vorträge wünschten wir uns erfahrene Ärzte - die waren aber nicht immer einfach zu erreichen. Übungspuppen in ausreichender Anzahl mussten geliehen und Verbrauchsmaterial organisiert werden. Und wo sollte der Kurs stattfinden? Wer musste angesprochen werden, um einen Raum zu belegen und wer war eigentlich für die Reinigung der Räume nach der Veranstaltung zuständig? Welche Versicherungen bestanden seitens der Universität für Teilnehmer und Material - oder brauchten wir zusätzliche? Wir wollten die Studenten während des Kurses auch verpflegen, aber wie und woher? Der erste Kurs, geplant für Mai 2005, scheiterte. Unsere Ansprüche an uns selbst, an Material und Räumlichkeiten waren hoch und wir rannten mit unseren Bemühungen, Fragen und Wünschen nicht eben offene Türen ein. Bis wir uns ausreichend gut vorbereitet fühlten, lagen zwischen der Ankündigung des Kurses und dem geplanten Termin nur noch zwei Wochen. Das Resultat: drei Anmeldungen für 30 Plätze. Schließlich sagten wir den Kurs ab. Im darauf folgenden Semester waren uns Ansprechpartner und Wege bereits bekannt und wir begannen zu Semesterbeginn mit der Werbung. Schon bald waren alle Plätze belegt -- unsere Kommilitoninnen und Kommilitonen fragten sogar nach einer Warteliste. Am 2. Dezember 2005 konnte das erste Kurswochenende stattfinden. Es war ein Wochenende, das wohl keiner von uns so schnell vergisst: 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten und übten von Freitagnachmittag bis Sonntagabend -- und das alles freiwillig. Der Kurs begann mit einem Vortrag zu den rechtlichen Grundlagen rund um die Reanimation und, das war uns besonders wichtig, den Basismaßnahmen Herzdruckmassage und Beatmung. Im Laufe des Samstags lernten die Teilnehmer die einzelnen Elemente der Reanimation. Immer im Wechsel von Theorie, vermittelnden Vorlesungen erfahrener Ärzte und praktischen Übungen. Alles wurde zusammengefügt zu einem festen Ablaufschema, dem Reanimationen-Algorithmus. Dieser kommt bei jeder Reanimation, die selbst beim Üben eine angespannte Situation darstellt, im Sinne eines gedanklichen Fahrplans zum Einsatz. Der Sonntag bestand im Wesentlichen aus praktischen Übungen, die das Erlernte festigen sollten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden die Patienten nun nicht mehr nur im Krankenhausbett, sondern auch auf der Kellertreppe, im Freien oder im engen WC des Hörsaales vor. Diese Fallbeispiele zeigten uns, wie erfolgreich das Wochenende gewesen war: Zwischen den praktischen Fähigkeiten unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Freitagabend und den am Sonntagnachmittag lagen Welten! Jetzt konnten sie auch in unübersichtlichen Situationen kompetent eine Reanimation durchführen. In diesem Sinne sehen wir den Uni-Preis als Auszeichnung der Studentinnen und Studenten, die ihre Freizeit in ihre eigene praktische Ausbildung investiert haben. Die Kurswochenenden finden seitdem einmal im Semester statt, im kommenden Mai bereits zum neunten Mal. Teilnehmen können jeweils 30 Studentinnen und Studenten der klinischen Semester und des PJ. Sie werden in den Praxisphasen in Gruppen zu jeweils zehn Personen aufgeteilt und von mindestens drei Tutorinnen und Tutoren betreut. Tatkräftige Unterstützung bei der Organisation erhalten wir von der Klinik für Anästhesiologie, insbesondere durch Herrn Dr. Krüger. Weitere Hilfe bekommen wir von der Anästhesie-Pflege durch Bereitstellung von Übungspuppen und Verbrauchsmaterial sowie vom DRK Lübeck, das uns weitere Übungspuppen und Notfallkoffer für die Kurse leiht. Viele ärztliche Kollegen haben uns in den vergangenen Jahren mit Vorträgen zu ihren Fachgebieten unterstützt. Besonders erwähnt sei Herr Prof. Dr. Dr. Kaatsch, der mehrfach den Vortrag zu rechtlichen Grundlagen hielt und uns für diesen Uni-Preis vorschlug. Die meisten Gründungsmitglieder arbeiten mittlerweile als Assistenzärzte der Inneren Medizin oder der Anästhesie. Doch einige von uns sind nach wie vor unterstützend dabei. Die jetzigen Kurse werden weiterhin von Studentinnen und Studenten organisiert, die als ehemalige Teilnehmerinnen, durch unsere Werbung unter den Studienanfängerinnen und -anfängern oder auf anderen verschlungenen Pfaden zu uns gestoßen sind. Längst sind nicht mehr alle von ihnen "alte Rettungsdienstler", das ist auch keineswegs notwendig. Wer immer sich engagieren möchte, wird Schritt für Schritt an die organisatorische und inhaltliche Arbeit herangeführt. Neue Tutorinnen und Tutoren sind jederzeit herzlich willkommen! Unsere persönliche Freude an den Kurswochenenden ist, dass jedes Semester wieder 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem interessiert sind, was uns wichtig ist: in ihrer Freizeit von Student zu Student das zu lernen, was wir für erstrebenswert halten, und uns in der Evaluation zurückmelden, sie haben dabei Spaß gehabt. --- Der nächste Reanimationskurs ist im nächsten Semester geplant. Interessenten für einen Kurs als auch für die Mitarbeit in der Gruppe können gerne mit uns Kontakt aufnehmen. Weitere Informationen unter: stan.uni-luebeck.de